Warum geht es in einem Blogbeitrag über meinen Werdegang ums Essen? Ganz einfach, weil das Essen immer auch ein Ausdruck war für das, was in meinem Leben gerade so los war. Aus meiner Sicht ist Essen und die Art wie wir Essen, wieviel Aufmerksamkeit wir dem geben, auch ein Spiegel für unser restliches Leben. Wie sich das bei mir gezeigt hat, liest du hier…
- Dorfkind -Du isst wie ein Spatz!
Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen. Bei uns gab es Gemüse im Garten. Meine Großeltern haben viel selbst angebaut. Ich habe jeden Mittag nach der Schule bei meiner Oma gegessen. Sie hat den Krieg erlebt. Essen war sehr wichtig. Ich habe oft gehört: „Iss deinen Teller leer, sonst gibt es morgen schlechtes Wetter.“ Meistens war sie nicht begeistert, denn in ihren Augen habe ich gegessen wie ein Spatz. Als Kind nicht viel meistens…
- Essen ist gefährlich
Das wurde noch weniger, als ich ins Teenageralter kam. Essen ist gefährlich, macht dick. Ich mochte meinen Körper nicht besonders. Er hatte für meinen Geschmack viel zu schnell zu viele Rundungen bekommen. Essen war mehr ein notwendiges Übel.
- Nicht weiter wichtig – Handkäs mit Musik und Apfelwein
In meiner Studienzeit in Frankfurt war ich sehr mit allem möglichen beschäftigt. Womit ich mich wenig beschäftig habe war Essen. Ich weiß noch, dass ich nach den Semesterferien immer Probleme hatte, mich wieder an das Mensaessen zu gewöhnen. Da war mir immer erstmal zwei Wochen schlecht, dann hat es sich eingependelt und ich habe das nicht weiter beachtet. Darüber, was gesund ist, habe ich mir keine Gedanken gemacht.
- Die Heimat ist doch nicht schlecht! – Esskapaden in Südafrika
Nach dem Studium bin ich dann für ein paar Monate nach Sudafrika gegangen. Da ist mir dann aufgefallen, dass das mit dem Essen alles gar nicht so selbstverständlich ist. Man bekommt plötzlich nicht mehr das, an das man gewöhnt ist. Zu Anfang hat mir nichts geschmeckt. Das Essen dort ist sehr englisch geprägt – pappiges Bort, viel Pommes und Fleisch. Da habe ich das indische Essen für mich entdeckt. In SA gibt es viele indischstämmige Bewohner und an allen Ecken Restaurants. Da ist mir zum ersten Mal wirklich aufgefallen, was es ausmacht gutes Essen um sich zu haben und dass es nicht selbstverständlich ist.
- Über das Essen oder Nicht-Essen mit Zahnspange
Zurück in Deutschland mit Ende zwanzig habe ich dann eine feste Zahnspange bekommen. Damit isst es sich nicht so leicht. Das hatte ich mir nicht so schmerzhaft vorgestellt. Zu Anfang hatte ich ständig wunde stellen im Mund. Außerdem hatte ich ständig Panik, dass meine Zähne nicht sauber sind. Ich habe nach jedem Essen geputzt und dann oft lieber nichts gegessen, weil Zahnreinigung mit Zahnspange echt anstrengend ist. Schon spannend, was das Essverhalten so beeinflusst. Ich habe jedenfalls 10 kg abgenommen, der Spatz kam wieder raus.
- Essen in Unachtsamkeit
Nach dieser Zeit wieder in Deutschland habe ich mich voll in meine Karriere gestützt im Qualitätsmanagement in der Pharma. Mittags gabs Kantiene und abends Brot. Über Essen habe ich mir nicht viele Gedanken gemacht. Ich habe es für alles Mögliche benutzt, zur Ablenkung, zum Stressabbau, zur Belohnung, als Genuss…. Das war mir alles nicht bewusst, man isst halt. Dass es meinem Körper in der Zeit immer schlechter ging, habe ich wegeschoben. Ich hatte Schmerzen, bei der Menstruation und Schwierigkeiten mit der Verdauung. Ich war oft sehr erschöpft, aber ich habe funktioniert. Dann kam noch der Kinderwunsch dazu, mit der Behandlung und allen folgen für einen Körper. Das habe ich durchgezogen, bis…
- Der Wendepunkt – alles auf Null
Bis zum Wendepunkt, an dem ich mir eingestehen musste, dass es mir nicht gut geht und dass es nicht normal ist, ständig Schmerzen zu haben und immer erschöpft zu sein. An dem Punkt an dem gar nichts mehr ging, habe ich angefangen zu reflektieren. Mir blieb auch gar nichts anderes übrig, denn es war klar, es gibt kein zurück. Das macht mein Körper nicht mehr mit. Dann kommt erstmal ein großes Loch. Was jetzt? Und ich wusste nicht wie, aber ich wusste, ich will gesund werden. Ich will diese Schmerzen loswerden, diese Traurigkeit und diese Erschöpfung. Dann habe ich angefangen zu suchen und auszuprobieren. Körper, was brauchst du?
- Intuitives Essen – Wie ich immer mehr werde, was ich bin…
Ich bin schnell auf das Thema Ernährung gestoßen, es ist überall und es gibt eine Million Tipps, was du tun sollst und lassen sollst – alles widerspricht sich, also wo anfangen?
Über diese Reise könnte ich noch einen ganzen Blogartikel schreiben und vielleicht mache ich das auch mal. Ich habe mir meinen Weg gesucht mit viel ausprobieren und zu Beginn ohne Unterstützung. Ich habe erst einmal viel weggelassen, eigentlich so gut wie alles, außer das, was nicht im Verdacht steht, den Darm zu belasten, Entzündungen zu fördern und Endometriose zu verschlimmern. Und es wurde besser. Dann habe ich langsam wieder angefangen Dinge dazu zunehmen mit großer Achtsamkeit. Dabei hat mir Ayurveda sehr geholfen.
Was tut mir gut, wie reagiert mein Körper? Es gelingt mir immer besser, diese Signale zu erkennen. Der Körper sagt uns, was er braucht- wir haben nur verlernt darauf zu hören. Es braucht keine Tabellen, was man Essen soll und was nicht und was gesund ist und was nicht. du weißt es am besten selbst!
Natürlich habe ich auf dem Weg nicht nur die Ernährung verändert. Denn wenn du einmal weißt, dass dein Körper dir etwas sagen will mit all den Symptomen und Beschwerden und den kleinen Zipperlein, dann wirst du automatisch darauf reagieren und den Weg für dich wählen, der dir guttut. Beim Essen und in allen anderen Dingen.
Liebe Nadine, danke fürs Mitnehmen auf deine Reise. Sehr spannend, da es doch rinige Parallelen zu meinem Essensweg gibt…
Liebe Grüße von deiner Blog- und Ayurveda-Kollegin!
Bernadette
Liebe Bernadette,
schön, dass du dich abgeholt fühlst. Ich glaube tatsächlich auch, dass der „Werdegang“ nicht so ganz untypisch ist. Hauptsache man macht sich auf den Weg hin zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden…
Ganz liebe Grüße zurück, Nadine