Bevor ich zum Ayurveda gekommen bin, habe ich viel ausprobiert. Der Grund warum ich mich entschieden habe, Ayurveda zu praktizieren ist, dass sich komplizierte Sachverhalte ganz einfach darstellen lassen. Manchmal ist es so simpel, dass man nicht für möglich hält, dass sich damit große Ergebnisse erzielen lassen. Ein Beispiel dafür sind die drei Säulen der Gesundheit.
Diese drei Säulen sind eine individuell-passende Ernährung, ein gesunder Schlaf und ein erfolgreiches Energiemanagement. Das ist die Basis, auf der ein gesundes und ausgeglichenes Leben aufgebaut ist.
Die 1. Säule: Ernährung – „Du bist, was Du isst“
Nach Auffassung der ayurvedischen Medizin wird die aufgenommene Nahrung mit Hilfe des Verdauungsfeuers (Agni), angetrieben vom feurigen Pitta, in Energie und die Körpergewebe umgewandelt. Agni ist sehr wichtig und im Ayurveda wird viel Wert darauf gelegt das Feuer am Brennen zu halten. Es wird davon ausgegangen, dass bei nicht vollständiger Verdauung der Nahrung Abfall- bzw. Giftstoffe (Ama) entstehen, die die Gesundheit negativ beeinflussen.
Es gibt viele sehr einfache Möglichkeiten Agni zu unterstützen und für eine gute Verdauung zu sorgen. Zuallererst über die Nahrung, die aufgenommen wird. Hierbei hilft eine ausgewogene und gesunde Ernährung mit viel Gemüse, hochwertigem Eiweiß und gesunden Fetten (hochwertige Öle).
Im Ayurveda gilt der Grundsatz „Gleiches erhöht Gleiches“. Es ist also von Vorteil warme Speisen und Getränke zu sich zu nehmen. Kaltes wiederum schwächt das Verdauungsfeuer.
Unser Körper unterliegt zyklischen Schwankungen über den Tag verteilt, so ist die Verdauung bzw. der Metabolismus am Mittag zwischen 12 und 14 Uhr am aktivsten. Dieser Zeitraum kann genutzt werden, um die größte Mahlzeit des Tages oder auch mal etwas schwerverdauliches zu sich zu nehmen.
Wenn du dich selbst gut beobachtest, kannst du erkennen, wie es um dein Agni bestellt ist. Eine gute Verdauung erkennst du daran, dass du keine Beschwerden hast, wie zum Beispiel Blähungen oder Sodbrennen, und dass du einen regelmäßigen Stuhlgang hast. Bei Stress ist das Verdauungsfeuer beispielsweise geschwächt, dann macht es Sinn zu unterstützen. Es schwankt aber auch ganz natürlich aufgrund verschiedener Faktoren, wie der Jahreszeit, mit deinem Zyklus oder anderen veränderten Lebensbedingungen.
Je besser du einschätzen kannst, ob dein Verdauungsfeuer optimal brennt, umso besser kannst du durch einfache Anpassungen gegenwirken, wenn deine Verdauung aus der Balance gerät.
Die 2. Säule: Schlaf
Es klingt banal und doch ist er so unfassbar wichtig, unser Schlaf. Auch hier sind die Empfehlungen des Ayurveda sehr simpel, manchmal aber nicht so leicht umzusetzen. Wenn das allerdings gelingt, zeigt sich eine Riesenwirkung.
Der Ayurveda empfiehlt vor 22 Uhr ins Bett zu gehen und morgens sehr früh, am besten mit der Sonne, aufzustehen. Hierbei sind 7-9 Stunden Schlaf optimal. Diese Zeiten sind im Einklang mit dem Rhythmus des Körpers, denn in den Stunden um Mitternacht finden im Schlaf zahlreiche Prozesse statt. Der Körper verdaut, regeneriert, verarbeitet, entgiftet, baut ab und um, und das auf körperlicher und geistiger Ebene. Morgens zwischen 6 und 7 ist dein Cortisolspiegel am höchsten, dein Körper ist bereit für den Start in den Tag.
Je nach Konstitution (also deine individuelle Grundzusammensetzung der Bioenergien) kann das Schlafbedürfnis stark variieren. Menschen mit viel Kapha (das strukturelle Prinzip) bleiben gerne länger liegen, wohingegen es Menschen mit viel Vata-Energie (das dynamische Prinzip) leichter fällt früh aufzustehen.
Finde heraus, was dir in Bezug auf Schlaf guttut: Ausreichend Schlaf, regelmäßiger Schlaf, angepasste Zeiten.
Die 3. Säule: Bewusster Umgang mit der Lebensenergie
Der Moment, in dem ich verstanden habe, dass die Lebensenergie etwas ist, was ich bewusst wahrnehmen und auch beeinflussen kann, war für mich ein echter Gamechanger.
Im Ayurveda und auch im Yoga gibt es viele Möglichkeiten Einfluss auf deine Lebensenergie zu nehmen. Wichtig ist hierbei, dass das Soll- und Habenkonto ausgleichen ist. In unserem hektischen Alltag ist das oft nicht der Fall. Wir geben mehr als wir haben und vor lauter Ablenkung bemerken wir nicht, wie wir langsam auslaugen. Wir sind ständig angespannt und die Entspannung kommt zu kurz. Dabei ist es immens wichtig, dass auf Phasen der Anspannung auch eine Entspannung folgt um hier in eine natürliche Balance zu kommen.
Werde dir bewusst, wie es um deine Lebensenergie bestellt ist. Sorgst du für ausreichend Ausgleich oder lebst du auf Pump und zapfst ständig deine Reserven an?
Ein Mittel, das auf diesem Weg unterstützen kann, ist die Meditation. Dabei ist es fast egal, welche Technik du anwendest. Es geht darum, die Aufmerksamkeit von außen nach innen zu lenken. Dabei werden die Sinne zurückgezogen und all die Reize, die von außen auf uns einprasseln, werden ausgeschaltet. Das gibt uns die Möglichkeit, nach innen zu hören und zu spüren.
Auch hier braucht es für die Umsetzung Geduld, denn nicht nur außen gibt es Ablenkung, sondern auch innen. Der Geist springt wie ein kleines Äffchen durch die Gegend und erzeugt jede Menge Ablenkung. Lass es springen und mit der Zeit wird sich das Äffchen und der Energiezustand verändern. Lass dich ein, denn diese Reise lohnt sich sehr. Es wartet die Erinnerung an deinen Urzustand: Sein, Wissen, Glückseligkeit. Eine tiefe innere Ruhe.
Egal an welchem Punkt der Meditationsreise du bist, in jedem Fall bringt dir eine regelmäßige Praxis ein großes Maß an Entspannung und Ruhe in deinen Alltag und unterstützt dich so dabei, in Balance zu kommen.
Ein weiterer Weg für den bewussten Umgang mit der Lebensenergie ist Pranayama. Pranayama wird im Yoga praktiziert. Hierbei wird die Lebensenergie (Prana) mit Hilfe des Atems gelenkt. Es gibt viele Techniken, aber auch schon kleine Übungen können einen großen Effekt haben.
Der Atem ist eng verknüpft mit Anspannung und Entspannung. Sind wir angestrengt oder gestresst wird der Atem flach. Wir Atmen in den oberen Teil der Lunge oftmals mit kurzen, schnellen Atemzügen. Wenn du bemerkst, dass dein Atem in einer stressigen Situation flach geworden ist, dann nimm dir kurz Zeit und atme ein paar Mal tief in den Bauch ein. Du wirst feststellen, dass sofort Entspannung einsetzt.
Und last but not least Ojas! Im Ayurveda gilt Ojas als die essenzielle Lebensenergie. Übersetzt heißt es „Strahlen“. Ojas verleiht eine strahlende Ausstrahlung und innere Zufriedenheit.
Ojas entsteht, während der Gewebe aufbauenden Prozesse (Rasayana) und wird daher beeinflusst von der Nahrung und den Stoffwechselprozessen. Gesunde frische Lebensmittel in Kombination mit einer guten Verdauung (Agni) vermehren Ojas. Berührung, Bewegung und Wärme sind ebenfalls Faktoren, die Ojas ansteigen lassen. Hierzu zählen Massagen, Yoga und auch der Spaziergang an der frischen Luft.
Wie fest stehen deine drei Säulen der Gesundheit?
Gesundheit ist ein Prozess, es gibt kein Ziel zu erreichen, bei dem man sich dann ausruhen kann. Es geht darum sich immer wieder darüber bewusst zu sein, wie es um die Gesundheit bestellt ist, gegebenenfalls anzupassen, wieder zu beobachten und zu justieren.
Um ein gesundes Leben zu führen ist es wichtig darauf zu achten, dass alle drei Säulen stabil und fest sind und so dafür sorgen, dass alles in Balance ist. Dabei repräsentiert Balance keinen statischen Zustand. Ganz im Gegenteil, Balance ist sehr dynamisch und ständig mit der Anpassung an die veränderten Umstände beschäftigt. Der Zustand bewegt sich immer weg und wieder hin zu dem Idealzustand: Gesund und zufrieden.
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