Im Herbst kann man es regelrecht greifen, das Gefühl von loslassen.
Es ist überall.

Der üppige Sommer geht zu Ende und man weiß schon, dass die dunkle Zeit kommt, in der es von allem weniger gibt. Weniger Sonne, weniger grün, weniger Gemüse, weniger gute Laune, weniger ausgelassenes Feiern…

Das Leben verläuft in Zyklen, in Wellen. Auf die Zeit der Fülle folgt die Zeit der Leere. Je besser wir uns darauf einlassen können und je leichter es uns fällt uns dem Loslassen hinzugeben, umso leichter wird diese Phase und wir können das Loslassen als hilfreich wahrnehmen. Ein Zuviel von dem Falschen führt immer zu Übersättigung.

Auf das Wesentliche konzentrieren – das Neue zulassen

Es ist wichtig, uns regelmäßig auf das Wesentliche zu konzentrieren und zu reduzieren, sonst verlieren wir uns im Zuviel. Und genau dafür können wir diese Zeit nutzen.

Das kommt uns zuweilen chaotisch vor, weil zum Loslassen immer das Loslassen von Kontrolle gehört und das Einlassen auf das Neue, was wir vielleicht noch nicht sehen können. Genau dafür wird das Loslassen gebraucht, um Platz zu machen für das Neue, das Wahrhaftige. Und wenn ich loslassen kann, kann ich viel klarer sehen, was das Neue sein könnte. Vielleicht etwas, an das ich noch nicht gedacht habe. Wenn ich diesen Prozess bewusst durchlaufe, ist das Neue in jedem Fall etwas, was mir mehr entspricht.

Das Loslassen hat viel mit dem Kinderwunsch zu tun

Manchmal darf man erst loslassen, um dann bereit zu sein für das Kind und manchmal geht es auch um das Loslassen selbst. Bei mir geht es um das Loslassen.

Ich habe mein ganzes Leben immer geplant und immer bekommen was ich wollte. Das Abitur, Studienabschluss, Abenteuer in Form von Auslandsaufenthalten, einen tollen, supergut bezahlten Job, einen tollen Mann, was will man mehr? Ein Kind, dachte ich…

Lange habe ich versucht schwanger zu werden, mit der gleichen Akribie und dem Druck, der in allem lag, was ich bis dahin gemacht habe, Zyklusbeobachtung, Sex nach Plan, Frauenärztemarathon, Kinderwunschbehandlung. Das muss klappen!

Ich wurde immer unglücklicher – immer trauriger

Ich war umgeben von einer Wolke aus Traurigkeit. Ich hatte immer weniger Energie um diesen Druck, der sich durch mein ganzes Leben zog, aufrechtzuerhalten. Bis zu diesem Punkt, an dem ich nach einem 10 Stunden Tag auf der Arbeit an meinem PC saß und plötzlich wusste: „So geht es nicht mehr weiter“. Und es ging nicht mehr. Nichts ging mehr…

Das Einzige, was mir übrigblieb, war loslassen

Im Rückblick weiß ich jetzt, dass es eigentlich nie der Wunsch nach einem Kind war, der mich so unter Druck gesetzt hat. Es war die Tatsache, dass ich ein Leben gelebt habe, dass mir nicht entsprach. Mit Druck habe ich mich hineingequetscht und in meinen Augen war das Kind der einzige Ausweg. Der einzige gesellschaftlich akzeptierte Grund, diesen super Job an den Nagel zu hängen und das super Leben zu verlassen, was ich mir mit viel Schweiß erarbeitet hatte.

Seitdem ich losgelassen habe, ist sie weg – diese Traurigkeit…

…dieses drängende Gefühl, dass mein Leben nicht vollständig ist ohne Kind. Diese Angst, dass mir etwas entgeht, eine Welt, die ich mir superrosig ausgemalt hatte.

Das Leben ist hier und jetzt! Wie hätte ein Kind jemals die Erwartungen erfüllen sollen, die ich auf es gelegt habe, noch bevor es geboren wurde.

Hast du dich schon einmal mit deinem Warum beschäftigt? Jeder schmerzhafte Kinderwunsch hat ein Warum und oftmals löst sich der Schmerz auf, wenn das Warum gefunden ist und losgelassen werden kann.

Im Leben geht es immer um loslassen, hingeben und empfangen… und zwar das, was dir in Wahrheit entspricht. Das ist vielleicht ein Kind…